Widerstand kostet immer Energie
Heute habe ich einen Kommentar in Social Media gelesen. Widerstand kostet immer Energie. In der Theorie wusste ich das, denn wenn ich in einer Energie von dagegen bin und etwas bekämpfe dann raubt es mir wertvolle Ressourcen, die ich für etwas anderes gebrauchen kann. Aber was hat dieser ganze Satz denn jetzt mit mir oder auch mit dir zu tun?
Ich verstehe den Satz so: wenn ich morgens aufstehe und gerne zur Arbeit gehe, weil ich mich dort entfalten kann und einen großen Sinn in meiner Arbeit empfinde, dann komme ich auch in den Flow und erlebe mich als selbstwirksam. Alles fühlt sich leicht und gut an. Aber was ist, wenn es anders ist? Wenn ich morgens aufstehe und schon in der Nacht Magenschmerzen verspüre, weil es mich grault, wenn ich an die Schule an den nächsten Morgen denke. Sind das auch die Momente, wo ich mich falsch fühle, weil ich denke, dass ich hier eigentlich meine Arbeit mag? Trotzdem sind es die Momente, die mich immer wieder in den Widerstand gebracht haben. Wo ich den Widerstand in meinem Körper gespürt habe, die Momente, die mir unwahrscheinlich viel Energie geraubt haben.
Und jetzt denke ich das Ganze ein Schritt weiter. Wie sieht es in meinen anderen Lebensbereichen mit dem Widerstand und der Energie aus? Deshalb ist es aus meiner Sicht essentiell in alle Lebensbereiche ehrlich reinzuschauen und mir zu überlegen, ob ich in allen Lebensbereichen getreu meiner eigenen Motive, Werte und Ziele lebe oder ob ich nicht im Einklang lebe. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich meine Energie halten kann und lenken kann, wenn ich im Einklang mit meinen Werten lebe. Dazu ist es erforderlich, dass ich mir meiner Werte sowohl die privaten als auch der beruflichen Werte bewusst bin und innere Klarheit habe. Der Gedanke, dass Klarheit zu klaren Ergebnissen führt, gefällt mir sehr. Was bedeutet Klarheit? Bedeutet Klarheit nicht vielmehr, dass ich mir meiner Werte, meiner Motive und meiner Ziele bewusst bin und mein Leben danach ausrichten? Bedeutet Klarheit nicht auch, dass ich Widerstände erkenne und entsprechend in der Lage bin achtsamer mit meiner Energie umzugehen?
Die einzelnen Lebensbereiche befruchten sich gegenseitig. Bin ich in einem Lebensbereich sehr ressourcenstark aufgestellt, so kann ich damit einen anderen Lebensbereich kurzzeitig covern. Dazu möchte ich dir kurz, was aus meinem eigenen Leben erzählen:
Der Entschluss, die Schule zu verlassen, stand für mich schon sehr lange fest. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich von Anfang an unwohl im System Schule gefühlt und schon mental nach Alternativen gesucht. Die Entscheidung, die Schule zu verlassen, wurde ungefähr 2018 konkret in meinem Kopf. Ich wusste zwar, dass ich das nicht mehr will, aber habe mich aber selbst immer wieder limitiert. Erst nachdem ich die Entscheidung getroffen hatte, konnte ich meine Energie auf die Lösung lenken. Der Widerstand bei der Arbeit blieb allerdings und raubte mir tagein und tagaus viel Energie. Ich fühlte mich dauerhaft erschöpft, müde und einfach antriebslos. Das war mein gefühltes Normal. Mein emotionales Zuhause. Heute habe ich die Vermutung, dass dieses gefühlte Normal daraus resultiert, dass ich die ganze Zeit im Widerstand gelebt habe, weil ich gegen meine persönlichen Werte handelte.
Erschwerend kam meine private Situation noch hinzu. Ich hatte lange keinen Plan wie ich das Ganze angehen sollte. Ich habe mir selbst viele Limitierungen auferlegt, warum ich es nicht kann. Darüber hinaus habe ich mich mit meinem damaligen Partner darüber ausgetauscht und seine Limitierungen diesbezüglich ebenso erfahren. Ebenso hatte ich wenig Zuspruch in meinem Umfeld für das, was in mir los war und was ich mir vorgestellt habe.
Einen Menschen gab es jedoch, mit dem ich genau darüber sprechen konnte. Dieser Mensch wurde mein Mentor. Damals als ich in dieser Situation war, konnte ich das Ganze noch nicht so genau sortieren. Ich war mitten drinnen. Was ich aber beobachtete war, dass ich unheimlich viel Zeit bei meinem Mentor verbrachte und die Gespräche sehr genoss. Ich ging zu ihm und wenn ich zurückkam, ging es mir gut. Ich hatte viele Ideen und Anregungen zur Umsetzung. Die Energie war hoch, würde ich heute sagen. Damals habe ich nicht verstanden, woher das Ganze resultierte. Rückblickend kann ich heute sagen, dass ist diese Energie war, die mich vorangetrieben hat, weil ich dort keinen Widerstand verspürt habe. Stattdessen habe ich dort Unterstützung verspürt. Und genau die Energie brauchte ich, um den Widerstand im Bereich Schule und Verlassen des Beamtentums wirklich durchzuziehen.
Ich vermute, dass es vielen Menschen ähnlich geht. Sie sind unzufrieden in ihrem Job und verlieren im täglichen Kampf viel Energie. Nur glaube ich auch, dass der Ausstieg aus dem Beamtentum nochmal mit mehr Ängsten verbunden ist als ein Jobwechsel in der freien Wirtschaft. Das hängt damit zusammen, dass die meisten Menschen die als Lehrer tätig sind, die freie Wirtschaft gar nicht kennen. Die Angst vor dem Fremden wohnt uns allen inne. Aus diesem Grund glaube ich, dass dieser Schritt nochmal besonders ist und Lehrer eine besondere Begleitung brauchen. Aus meiner Erfahrung sind es genau die Lehrer, die jeden Tag ihr Bestes geben und für die Kinder antreten, die dieses System verlassen wollen, weil sie mit ihren Kräften am Ende sind und weil sie spüren, dass alle Energie und Liebe, die sie für die Kinder reingeben nicht die Wurzeln schlägt, die sie schlagen könnte. Nicht weil sie nicht ihr Bestes geben, sondern weil sie in diesem System gefangen sind.